ANNA KASSAUTZKI

ernährung & landwirtschaft

Ich bin Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. Hier bin ich zuständig für Moore, Fischerei, Dauergrünland, die Entsorgung von Munition in Nord- und Ostsee sowie die Digitalisierung der Tierhaltung zuständig. Über zwei meiner Herzensthemen möchte ich euch tiefer informieren.

Viele von ihnen liegen in Norddeutschland, einige ganz im Süden der Republik. Moore sind die heimlichen Stars in der deutschen Landschaft – machen uns aber aktuell große Sorgen. Sie nehmen zwar nur 3,6% der Fläche ein, emittieren aber 44 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr oder knapp 6% des deutschen CO2-Gesamtausstoßes. Das ist ein knappes Drittel des Ausstoßes der deutschen Industrie. Aber woher kommen diese Mengen? Lange Zeit sah man Moore als unbequemen Störfaktor menschlicher Besiedlung an und legte sie trocken. Deswegen sind heute mehr als 3 von 4 Moorquadratmetern trocken und werden größtenteils land- oder forstwirtschaftlich wirtschaftlich genutzt. Das kann nicht so bleiben. Moore müssen wiedervernässt werden, damit das in ihnen noch vorhandene CO2 im Boden bleibt und mittelfristig durch neuen Torf mehr CO2 im Boden gebunden wird. Dadurch helfen sie uns, die Erderhitzung in den Griff zu bekommen. Weil aber der absolute Großteil der deutschen Moore durch Landwirt*innen bearbeitet wird, können wir nicht einfach alles unter Wasser setzen und den Rest sich selbst überlassen. Das müssen wir aber auch gar nicht. Seit vielen Jahren entwickeln engagierte Tüftler*innen neue Möglichkeiten, die Moore zu nutzen, ohne sie kaputt zu machen. Wir können auf wiedervernässten Mooren  zum Beispiel Weidetierhaltung betreiben, Moorgras, oder in Paludikulturen Torfmoose, Rohrkolben und Schwarzerlen anbauen. Daraus lassen sich Baumaterialien, Erdsubstrate, Futter und vieles mehr gewinnen. Ich setze mich dafür ein, dass wir hier einen konsequenten Weg des Schutzes und der gleichzeitigen nachhaltigen Bewirtschaftung gehen. Denn Lösungen wird es nur mit den Landwirt*innen geben.

Mein Wahlkreis ist der mit der längsten Küstenlinie Deutschlands – der schönste ist er sowieso. Seit Jahrhunderten ist er geprägt von der Fischerei. Leider haben der Klimawandel und jahrzehntelange Überfischung sowie die massenweise Einleitung von Düngemitteln von allen Ländern an der Ostsee für einen Kollaps der wichtigsten Brotfische Hering und Dorsch gesorgt. Dadurch stehen die Fischer*innen enorm unter Druck. Leider lässt sich das nicht von heute auf morgen ändern. Viele Genossenschaften haben sich bereits aufgelöst, teilweise wurde lange Familientraditionen in der Fischerei beendet. Das ist nicht nur für die Identität der Küstenländer ein Problem, sondern auch mit Blick auf unsere Ernährungsversorgung. Im Vergleich zu Fleisch ist Fisch aber weit weniger fütterungsintensiv und u.a. deshalb wesentlich CO2-günstiger. Deswegen setze ich mich dafür ein, dass Fischer*innen eine Perspektive gegeben wird, indem wir bspw. Aquakulturen ausbauen. Gleichzeitig engagiere ich mich für europäische Lösungen, weil große Teile unserer Fischereipolitik mit unseren europäischen Partner*innen gestaltet wird.